Resveratrol

  • Die Weintraube (Vitis vinifera) ist eine reiche Quelle von Resveratrol, einem Stoff, der in niedrigen Konzentrationen auch in Rotwein vorkommt. Eine andere, wichtige Quelle ist der japanische Knöterich (Polygonum cuspidatum); eine Pflanze, die traditionell in der chinesischen Medizin eingesetzt wird. Heutzutage wird Resveratrol mit einem besseren Schutz gegen Herz- und Gefässerkrankungen, Obesitas sowie Typ-2-Diabetes assoziiert. Wegen der zahlreichen vielversprechenden Resultate aus In-vitro- und In-vivo-Studien kennt Humanforschung nach den Gesundheitseffekten von Resveratrol ein explosives Wachstum. Die Studien befinden sich grösstenteils noch in der Untersuchungsphase, dennoch werden stets mehr Resultate auch bei Menschen bestätigt. 


    Resveratrol
    Resveratrol ist das am besten erforschte Salvestrol. Salvestrole befinden sich in Gemüse, Obst und Kräutern, vor allem in biologisch angebauten Pflanzen. Salvestrole sind Abwehrstoffe (Phytoalexine), die die Pflanze gegen Pilze und Insektenfrass schützen müssen. Der Einsatz von Pestiziden reduziert die Notwendigkeit der Pflanze, um Salvestrole zu produzieren. Salvestrole sind ausserdem durch Pflanzenauswahl und Pflanzenveredlung grösstenteils aus Obst und Gemüse verschwunden oder werden bei der Lebensmittelverarbeitung entfernt. Schätzungsweise enthalten Obst und Gemüse heutzutage 80% weniger Salvestrole als noch vor sechzig Jahren. Nahrungsergänzung mit Resveratrol oder Salvestrolen ist somit eine wichtige Ergänzung zur Ernährung. 

  • Es kommen stets mehr Studien, die sich auf die Prävention und Heilung von chronischen Erkrankungen durch Veränderungen in Lebensstil und Ernährung richten. Kalorienrestriktion erwies sich hierbei als eine der besten Methoden, um chronische Erkrankungen anzugehen und damit die Lebensdauer zu verlängern. Lebenslange Kalorienrestriktion ist in der Praxis jedoch nicht durchführbar. Die Kraft von Resveratrol liegt darin, dass es die Wirkungen von Kalorienrestriktion imitiert. Resveratrol und Kalorienrestriktion aktivieren beide unter anderem SIRT1, ein Protein, das den Stoffwechsel in verschiedenen Geweben reguliert und beim Entgegenwirken des Alterungsprozesses sowie der Vermeidung von Typ-2-Diabetes beteiligt ist. 
  • Oxidativer Stress und Entzündungen

    Eine Studie unter zehn gesunden Menschen ergab, dass täglich 100 mg Resveratrol die oxidativen und entzündungsfördernden Effekte einer fett- und kohlenhydratreichen Mahlzeit entgegenwirken. Dies reduziert möglicherweise das Arteriosklerose- und Diabetes-Risiko. Bei einer Humanstudie, wobei 200 mg Polygonum cuspidatum (40 mg Resveratrol) verabreicht wurden, hatte Resveratrol eine deutlich messbare Wirkung auf eine Reihe von Signalstoffen für Entzündung und auf oxidativen Stress. Entzündungen liegen verschiedenen chronischen Erkrankungen zugrunde, unter anderem Arteriosklerose, Diabetes und COPD. Labormodelle lassen vermuten, dass Resveratrol bei der Prävention und Behandlung dieser Erkrankungen helfen kann.


    Mehr Energie
    Bei Versuchstieren wurde festgestellt, dass die Aktivierung von SIRT1 durch Kalorienrestriktion für grössere Vitalität und eine signifikante Steigerung der körperlichen Aktivität sorgt. Bei einer Humanstudie führte SIRT1-Induktion durch 25%ige Kalorienrestriktion zu einer höheren Produktion von Mitochondrien in der Skelettmuskulatur bei gesunden Männern mit Übergewicht. Marker für oxidativen Stress nahmen hierbei signifikant ab. 


    Glucosestoffwechsel
    Aktivierung von SIRT1, beispielsweise mit Resveratrol, ist eine vielversprechende Strategie zur Prävention und Behandlung von metabolischem Syndrom und Typ-2-Diabetes. Bei präklinischen Forschungen wurde festgestellt, dass die Insulinsensitivität im Fettgewebe, in der Skelettmuskulatur und in der Leber durch SIRT1-Induktion signifikant verbessert. Die Aktivierung von SIRT1 in den Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse verbessert die Insulinexpression und Insulinreaktion auf erhöhte Blutzuckerwerte, steigert die ATP-Produktion in den Beta-Zellen und schützt diese besser gegen Beschädigung und Apoptose durch oxidativen Stress. 


    Obesitas und Diabetes
    Eine klinische Studie bei Patienten mit Typ-2-Diabetes zeigt auf, dass die Glukosetoleranz nach Verabreichung von Resveratrol zunimmt. In einer anderen Humanstudie wurden zehn Patienten mit schlechter Glukosetoleranz vier Wochen lang mit Resveratrol behandelt. Hierbei wurde eine Zunahme der Insulinempfindlichkeit konstatiert.  Schliesslich ergab eine doppelblinde, placebokontrollierte Crossover-Studie unter 11 gesunden, übergewichtigen Probanden, dass 150 mg Resveratrol pro Tag eine ganze Reihe von Gesundheitsparametern verbessert, worunter Erhöhung der Insulinempfindlichkeit sowie Senkung der Blutzucker- und Insulinspiegel. Bei keiner einzigen Studie wurde Hypoglykämie festgestellt, was Resveratrol zu einem vielversprechenden Antidiabetikum macht.


    Abnahme der Fettmasse
    Eine höhere SIRT1-Aktivität hemmt die Bildung und fördert den Abbau von weissem Fettgewebe und Genen, die die Fettspeicherung stimulieren. Es wurde festgestellt, dass bei schlanken Frauen die SIRT1-Expression im subkutanen Fettgewebe mehr als doppelt so hoch ist wie bei Frauen mit Obesitas. Sechstägiges Fasten verdoppelt die SIRT1-Expression im Fettgewebe; Supplementierung mit Resveratrol kann die SIRT1-Aktivität im Fettgewebe möglicherweise auch erhöhen. Reduzierung von überschüssigem Körperfett durch SIRT1-Induktion wird mit einer höheren Lebenserwartung assoziiert. 


    Hemmung des Alterungsprozesses
    Degenerative Alterskrankheiten und Verkürzung der Lebensdauer scheinen unter anderem mit der Abnahme der zellulären Energieproduktion zusammenzuhängen. Genau wie bei der Kalorienrestriktion induziert Resveratrol Gene, die für die Bildung von mehr und/oder grösseren Mitochondrien sorgen. Dies stimuliert die zelluläre Energieproduktion, wobei entsprechend weniger Sauerstoff verbraucht wird und weniger freie Radikale freigesetzt werden. Dies hat in vitro und in vivo einen günstigen Effekt auf Alterung und Lebensdauer. Darüber hinaus verbessert Resveratrol das Langzeitüberleben von (unersetzlichen) Zellen durch Verbesserung des Stoffwechsels, der Abwehr- und Reparaturprozesse sowie Hemmung des programmierten Zelltods. In Tiermodellen der ALS (amyotrophe Lateralsklerose) sowie der Alzheimer- und Parkinson-Krankheit sorgte die Gabe von Resveratrol und Kalorienrestriktion für eine signifikante Reduktion der neurodegenerativen Pathologie. Und schliesslich hemmt Resveratrol (in-vitro) in erheblichem Masse die Bildung von entzündungsfördernden Stoffen im Fettgewebe und vermindert damit die mit Fettgewebe verbundene Pathologie. Fettgewebe trägt durch die Produktion von Entzündungsmediatoren an der Entstehung niedriggradiger chronischer Entzündungen im Körper bei. Dies beschleunigt den Alterungsprozess und fördert diverse (altersbedingte) Erkrankungen wie Herz- und Gefässerkrankungen, Obesitas, Typ-2-Diabetes, Demenz und Depressionen. Inzwischen haben auch Studien am Menschen gezeigt, dass Resveratrol verschiedene Alterungsparameter hinauszögert, beispielsweise LDL- und HDL-Cholesterin und Osteoporose. 


    Kardiovaskulärer Schutz
    Eine niedrige bis mässige Überexpression von SIRT1 bei Versuchstieren hemmt altersbedingte, degenerative Veränderungen des Herzens und erhöht den Schutz gegen oxidativen Stress und Zelltod. Die inverse Beziehung zwischen dem Konsum von Rotwein und der Sterblichkeit durch Herz- und Gefässerkrankungen (das französische Paradox) wird unter anderem dem Resveratrol und verwandten Stilbenoiden im Rotwein zugeschrieben. Resveratrol und resveratrolartige Stoffe schützen das Herz und die Blutgefässe unter anderem durch Inhibition ischämischer Reperfusionsschäden, Förderung der Vasodilatation, Schutz des Gefässendothels, Hemmung der LDL-Oxidation und Thrombozytenaggregation sowie durch die Prävention von Arteriosklerose.

  • Forscher haben eine geringe Bioverfügbarkeit von Resveratrol nach oraler Einnahme beobachtet. Eine Tagesdosis für den Menschen entspricht 1,82 mg/kg (dies ergibt eine Tagesdosis von 137 mg für eine Person von 75 kg). 

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