Vitex agnus castus

  • Der Mönchspfeffer oder Keuschbaum (Vitex agnus-castus, aus der Familie der Verbenen) ist ein großes Strauchgewächs, das in den Mittelmeerländern, Zentralasien und Nordamerika heimisch ist. Die getrockneten Früchte (Beeren) des Mönchspfeffers ähneln im Aussehen, Duft und Geschmack dem normalen Pfeffer. In Europa und Nordamerika werden diese getrockneten Beeren seit über 2000 Jahren als Phytotherapeutikum eingesetzt, insbesondere bei Verdauungsbeschwerden, Akne, einem unregelmäßigen Menstruationszyklus, prämenstruellen Beschwerden, Mastalgie (Schmerzen in den Brüsten), verminderter Fruchtbarkeit und um nach der Entbindung die Plazenta auszustoßen und die Milchproduktion anzuregen. [1,2]. Die Behauptung, dass Mönchspfeffer die Libido unterdrücken soll – was im Mittelalter ein Grund für Mönche war, die gemahlenen Früchte in ihren Speisen zu verarbeiten – wurde in wissenschaftlichen Studien nicht bestätigt. Dagegen hat sich herausgestellt, dass Mönchspfefferfrucht einen harmonisierenden Einfluss auf den (weiblichen) Hormonhaushalt hat.

      
    Heutzutage werden der Mönchspfeffer und seine Früchte immer noch bei so genannten Frauenbeschwerden eingesetzt. Die maßgebliche deutsche Kommission E empfiehlt Vitex agnus-castus bei einem unregelmäßigen Menstruationszyklus, bei prämenstruellen Beschwerden und zyklischer Mastodynie [1-3]. Sekundäre Anwendungsgebiete sind eine verminderte Fruchtbarkeit und Fehlgeburten durch Corpus-luteum-Insuffizienz (Gelbkörperschwäche), hormonale Akne sowie (peri)menopausale Beschwerden [2,4]. Mönchspfeffer ist in Deutschland eines der am häufigsten angewandten Phytotherapeutika.

  • Bestandteile und Wirkung
    Die getrockneten Mönchspfefferfrüchte enthalten eine Vielzahl an wirksamen Stoffen, unter anderem [1-8]:
    • Diterpene (wie Rotundifuran, Vitexilacton, Viteagnusin, Vitetrifolin): In-vitro-Studien haben aufgezeigt, dass diese Verbindungen eine milde dopaminerge Wirkung haben.
    • Iridoide Glykoside (wie Agnusid, Aucubin, Eurostosid): Diese Stoffe haben vermutlich eine indirekte Auswirkung auf den (weiblichen) Hormonstoffwechsel.
    • Flavonoide (wie Apigenin, Casticin, Quercetagetin, Vitexin, Isovitexin, Orientin): Diese Flavonoide sind Antioxidantien und Phytoöstrogene. Die Mönchspfefferfrucht enthält zudem Luteolin, das eine antioxidative und entzündungshemmende Wirkung hat.
    • Alkaloide (Viticin).
    • Essentielle Öle (unter anderen alfa-Pinen, beta-Pinen, Limonen, Cineol, Terpinol, Sabinen, beta-Caryophyllen, beta-Selinen, Bornylacetat): Verschiedene Bestandteile im Öl haben eine antimikrobielle Wirkung.

      

    Die Gesamtheit an (synergetischen) Bestandteilen in den getrockneten Früchten ist für die medizinischen Wirkungen von Vitex agnus-castus zuständig [2]. Die Qualität von Agnus-castus-Extrakten wird anhand des Gehalts an Agnusid und Casticin beurteilt [2].


    Wirkung
    Die Wirksamkeit von Extrakten der Mönchspfefferfrucht wird hauptsächlich den direkten und indirekten Einflüssen auf Neurotransmitter und Hormone zugeschrieben.


    Senkung des Prolaktin- und Erhöhung des Progesteronspiegels
    In der zweiten Hälfte des Menstruationszyklusses, nach dem Eisprung, entsteht der Gelbkörper (Corpus luteum), der Östrogene und Progesteron produziert. Latente (oft stressinduzierte) Hyperprolaktinämie kann zu einer Fehlfunktion des Corpus luteum mit einer (starken) Senkung der Progesteronsynthese führen [9]. Eine Erhöhung des Prolaktinspiegels und der damit einhergehende Progesteronmangel aufgrund einer Corpus-luteum-Insuffizienz können zu zyklischer Mastalgie/Mastodynie und anderen prämenstruellen Beschwerden (PMS), Störung des Menstruationszyklus (unter anderem ein kurzer Zyklus aufgrund einer kürzeren lutealen Phase) sowie zu verringerter Fruchtbarkeit führen[1,4,9]. Eine verringerte Aktivität des dopaminergen Systems im Gehirn fördert vermutlich die psychoemotionalen Symptome von PMS [3].
    Die Prolaktinausschüttung durch die Hypophyse wird von dopaminergen Neuronen kontrolliert [3]. Mönchspfefferextrakt erhöht die dopaminerge Aktivität im Gehirn und verhindert (latente) Hyperprolaktinämie, wodurch die luteale Phase des Menstruationszyklusses besser verläuft und die Progesteronausschüttung zunimmt. 
    Diterpene im Mönchspfeffer binden sich an Dopamin-2-Rezeptoren im Hypothalamus und im Hypophysenvorderlappen. Dadurch wird die basale und TRH-stimulierte (TRH - thyrotropin releasing hormone) Ausschüttung von Prolaktin gebremst [4,10-12]. Dies wurde in In-vitro-Studien und in Tierversuchen nachgewiesen [3-5,10,13]. Der Effekt auf die Prolaktinausschüttung ist möglicherweise von der angewandten Dosis abhängig: Eine kontrollierte klinische Studie an gesunden Männern lieferte den Hinweis, dass eine Dosis von 120 mg eines Agnus-castus-Extrakts den Prolaktinspiegel erhöhte, 240 mg keine Auswirkung auf den Prolaktinspiegel hatte und 480 mg den Prolaktinspiegel signifikant senkte im Vergleich zum Placebo [9]. Es gibt keine Hinweise darauf, dass Agnus-castus-Extrakt einen direkten Einfluss auf die FSH- (Follikel stimulierendes Hormon) und LH- (luteinisierendes Hormon) Spiegel hat [2].

     
    Einfluss auf das endogene Opiatsystem
    Mönchspfefferfrucht kann über das endogene Opiatsystem eine Störung des Menstruationszyklusses und PMS-Beschwerden beeinflussen. Bislang noch nicht identifizierte Bestandteile der Mönchspfefferfrucht binden sich an so genannte mu-Opioidrezeptoren und weisen damit eine Aktivität auf, die mit beta-Endorphinen vergleichbar ist [4, 5, 10, 14]. Mönchspfeffer enthält zudem Strukturen, die mit delta- und kappa-Opioidrezeptoren Affinität haben [12,15].

     
    Die Stärke von PMS-Beschwerden (Heißhunger, Angst, Niedergeschlagenheit, Stimmungswechsel, Migräne, Wasserablagerung im Gewebe) hängt mit der Geschwindigkeit und dem Umfang der Senkung des Östrogen- und beta-Endorphinspiegels in der (späten) lutealen Phase zusammen [9,12,14]. Das Opiatsystem spielt eine essentielle Rolle bei der Regulierung der Schmerzwahrnehmung, der Stimmung und des Appetits und beeinflusst ebenfalls die Regulierung des Menstruationszyklusses (vermutlich mittels einer Hemmung der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse). Es ist ebenfalls möglich, dass Mönchspfefferextrakt durch Anregung des Opiatsystems menopausale Beschwerden lindert [12]. Eine Senkung der endogenen Opiataktivität während der Menopause wird mit Stimmungswechseln und Hitzewallungen aufgrund einer zentralen noradrenergen Instabilität assoziiert [12].

     
    Einfluss auf das GABA-System
    Mönchspfefferfrucht enthält neuroaktive Flavonoide, die möglicherweise durch Anregung des GABA (gamma-Aminobuttersäure)-Systems einen günstigen Einfluss auf das prämenstruelle Syndrom haben [7]. GABA ist der wichtigste inhibierende Neurotransmitter im Zentralnervensystem und hat eine entspannende und angsthemmende Wirkung.


    Einfluss auf das Acetylcholin-System
    Der Neurotransmitter Acetylcholin leitet Reize zwischen Nervenzellen oder zwischen Nervenzellen und Muskelzellen weiter. Acetylcholin ist unter anderem wichtig für Gedächtnis, Lernfähigkeit, Stimmung und Verhalten. Die Mönchspfefferfrucht enthält vermutlich Bestandteile, die sich an Acetylcholinrezeptoren binden oder die Ausschüttung von Acetylcholin modulieren [4, 5, 10, 15].

     
    Phytoöstrogene in Mönchspfefferextrakt 
    Die Mönchspfefferfrucht enthält Flavonoide mit (Phyto-)Östrogen-Wirkung, unter anderem Apigenin, Casticin, Quercetagetin, Vitexin, Isovitexin und Penduletin. Diese Stoffe binden sich selektiv an die Östrogenrezeptoren beta (ER-beta), die im Herzen, in den Blutgefäßen, den Knochen und in der Blase vorherrschen. In Studien wurden ebenfalls Bestandteile (möglich Fettsäuren) im Mönchspfeffer nachgewiesen, die sich sowohl an ER-alfa als an ER-beta binden [16-18]. Die Bedeutung dieser Phytoöstrogene beispielsweise im Zusammenhang mit menopausalen Beschwerden  ist noch nicht ausreichend untersucht. Forscher vermuten das Vorhandensein von Phytoöstrogenen in Mönchspfefferfruchtextrakt, nachdem festgestellt wurde, dass der Extrakt das Wachstum (in-vitro) von östrogenempfindlichen Brustkrebszellen hemmt [19]. 

     
    Steigung der Melatoninausschüttung
    In einer klinischen (placebokontrollierten) Studie mit 20 gesunden Männern (20-32 Jahre) wurde nachgewiesen, dass die Einnahme von Agnus-castus-Extrakt (120 oder 480 mg täglich über 14 Tage lang) die Melatoninausschüttung dosisabhängig erhöht, ohne den circadianen Rhythmus zu beeinflussen [20]. Die tägliche Gesamtausschüttung von Melatonin war bei der Dosis von 480 mg pro Tag fast 60 % höher verglichen mit der Placebogruppe. Es ist denkbar, dass Agnus-castus-Extrakt menopausal bedingte Schlafstörungen beeinflusst [12].  Zusätzlich gibt es Hinweise darauf, dass Erhöhung des Melatoninspiegels zu einer Verzögerung der endokrinen Änderungen führt, die den Anfang der Menopause und die damit einhergehenden Beschwerden markieren [12].

     
    Antioxidantive und entzündungshemmende Wirkung
    Agnus-castus-Extrakt enthält verschiedene Antioxidantien. Tannine und Flavonoide sind vermutlich die wichtigsten Bestandteile mit antioxidativer Wirkung [21]. Unterschiedliche Metaboliten aus Mönchspfefferfrucht zeigten in-vitro eine signifikante entzündungshemmende und Lipoxygenase hemmende Wirkung [22].

     
    Antikonvulsive Wirkung
    Im alten Persien wurde Epileptikern Vitex agnus-castus verabreicht. In jüngeren Tierversuchen wurde eine dosisabhängige antikonvulsive Wirkung von Mönchspfefferextrakt festgestellt [15]. Die Forscher sind der Ansicht, dass sich die antikonvulsive Wirkung unter anderem aus den Bestandteilen des Mönchspfeffers erklärt, die das Opioidsystem anregen (durch Bindung an kappa-Opioidrezeptoren), eine dopaminerge Wirkung haben (und sich an Dopamin-2-Rezeptoren binden) oder die Ausschüttung von Acetylcholin senken. Mönchspfeffer wird in westlichen Ländern bei Epilepsie nicht eingesetzt.

  • Primäre Anwendungsgebiete
    Zyklische Mastalgie 
    In diversen klinischen Studien wurde nachgewiesen, dass Mönchspfefferextrakt bei einer der häufigsten prämenstruellen Beschwerden wirkt, nämlich der prämenstruellen Mastodynie oder zyklischen Mastalgie (schmerzhafte, empfindliche, geschwollene Brüste) [3, 4, 23-26]. Bei den meisten Frauen lassen diese Beschwerden nach drei Zyklen signifikant nach, wahrscheinlich aufgrund der Hemmung der (stressinduzierten) mäßigen Hyperprolaktinämie und Modulation von Östrogenrezeptoren durch Mönchspfefferextrakt [1-4, 23]. Mönchspfefferextrakt ist genauso wirksam wie das reguläre Medikament Bromocriptin (ein Dopamin-D2-Agonist) zur Verringerung von Mastalgie und der Senkung des Prolaktinspiegels. Das Kräuterpräparat ist sicherer, kostengünstiger und wird besser vertragen als Bromocriptin [3,27]. 

     
    Prämenstruelles Syndrom (PMS und PMDD)
    Dass die Mönchspfefferfrucht außerdem andere hormonbezogene Beschwerden vor der Menstruation lindert, (unter anderem Wasserablagerung im Gewebe, Verstopfung, Bauchschmerzen, Rückenschmerzen, Heißhunger, Reizbarkeit, Niedergeschlagenheit, Stimmungswechsel, Kopfschmerzen, Herzklopfen und Müdigkeit) ist in verschiedenen placebokontrollierten, vergleichenden und beobachtenden Studien nachgewiesen [1-4, 24, 28, 30, 31, 37]. 
    In einer dieser Studien (n=170) wurde die Mönchspfefferfrucht bei drei aufeinanderfolgenden Zyklen angewandt. Das Ergebnis war eine signifikante Verringerung der psychischen und körperlichen Beschwerden von PMS (Reizbarkeit, Stimmungswechsel, Verärgerung, Kopfschmerzen und Mastalgie). Bei 52 % der Frauen, die Mönchspfefferfrucht anwandten und bei 24 % in de Placebogruppe verringerten sich die Beschwerden um mindestens 50 % [9,31]. 
    Kürzlich wurde in einer chinesischen placebokontrollierten Studie erneut nachgewiesen, dass Agnus-castus-Extrakt bei mittlerer bis schwerer PMS wirksam ist [28]. Mehr als 200 Frauen nahmen über einen Zeitraum von drei Monaten täglich 40 mg Mönchspfefferextrakt oder ein Placebo ein. Die in einem Tagebuch festgehaltenen Bewertungen (anhand von Punkten) der PMS-Beschwerden hatten im dritten Zyklus verglichen mit der Anfangssituation signifikant abgenommen, und zwar in der Verum-Gruppe von durchschnittlich 29,3 auf 6,4 Punkte und in der Placebogruppe von 28,1 auf 12,6 Punkte. In beiden Gruppen sanken die PMS-Beschwerden also signifikant. Die Beschwerden waren zudem in der Gruppe, die Mönchspfefferextrakt eingenommen hatte, signifikant stärker gesunken als in der Placebogruppe. Das bedeutet, dass Mönchspfefferextrakt über den Placeboeffekt hinaus nachweislich bei PMS wirkt. 
      

    Etwa 30 % aller Frauen haben gelegentlich PMS-Beschwerden, und 3 bis 9 % der Frauen leiden unter der strengsten Form, der Prämenstruellen Dysphorie (PMDD). Mönchspfeffer wirkt auch bei PMDD. Forscher verglichen die Wirksamkeit des Standardarzneimittels Fluoxetin (Prozac, 20-40 mg täglich) mit Mönchspfefferextrakt (20-40 mg täglich) bei 41 Frauen mit PMDD [32]. Nach zwei Monaten war in beiden Behandlungsgruppen bei 60 % der Frauen eine signifikante Verbesserung im Vergleich zur Anfangssituation aufgetreten. Die Ergebnisse von Mönchspfefferextrakt und Fluoxetin waren gleich gut. Fluoxetin war insgesamt etwas effektiver bei der Linderung der psychischen Beschwerden (Niedergeschlagenheit, Angst, Reizbarkeit, Aggression, Labilität, Desinteresse), während Mönchspfefferextrakt etwas bessere Ergebnisse bei den körperlichen Beschwerden (empfindliche Brüste, Ödem, Krämpfe, Heißhungeranfälle) erzielte.
     

    Unregelmäßiger Menstruationszyklus 
    Seit den fünfziger Jahren sind – insbesondere in Deutschland – Studien mit Mönchspfefferextrakt durchgeführt, in denen nachgewiesen wurde, dass Mönchspfeffer das hormonelle Gleichgewicht unterstützt und eine normale, regelmäßige und ausgeglichene Menstruation fördert [1-3,9]. Verschiedene klinische Studien weisen einen signifikanten Effekt von Mönchspfefferextrakt bei Zyklusstörungen durch Corpus-luteum-Insuffizienz und latente Hyperprolaktinämie nach [2,9,11,24]. 52 Frauen mit einem unregelmäßigen Zyklus und Corpus-luteum-Insuffizienz durch Hyperprolaktinämie nahmen drei Monate lang Mönchspfefferextrakt (20 mg Ethanolextrakt täglich) oder Placebo ein. Mönchspfeffer bewirkte eine signifikante Senkung der Prolaktinausschüttung, eine Normalisierung der lutealen Phase mit signifikanter Verbesserung der lutealen Progesteron- und 17-beta-Östradiolsynthese. In der Placebogruppe wurden diese Veränderungen nicht beobachtet [9,11]. 
    Mönchspfefferextrakt kann bei einem unregelmäßigen Zyklus, Oligomenorrhö (länger als sechs Wochen andauernder Zyklus), Polymenorrhö (kürzer als 21 Tage dauernder Zyklus), sekundäre Amenorrhö (ausbleibende Menstruationsblutung), anovulatorischer Zyklus (Zyklus ohne Eisprung), Menorrhagie (Dauer des Blutverlusts ist länger als sieben Tage) und bei Dysmenorrhoe (schmerzhafte Menstruation), Menorrhagie (starker Blutverlust) und Metrorrhagie (unregelmäßiger Blutverlust zwischen den Menstruationen) angewandt werden. Agnus-castus-Extrakt kann nach dem Absetzen der Antibabypille zur Wiederherstellung des hormonellen Gleichgewichts beitragen und den natürlichen Menstruationszyklus wieder in Gang setzen.

    Sekundäre Anwendungsgebiete
    Verminderte Fruchtbarkeit 
    Verschiedene kleinere Studien suggerieren, dass Mönchspfefferfruchtextrakt die Wahrscheinlichkeit auf eine Schwangerschaft bei Frauen mit einer verminderten Fruchtbarkeit durch sekundäre Amenorrhö oder durch Corpus-luteum-Insuffizienz erhöhen. Der Extrakt muss dann jedoch mindestens 3 bis 7 Monate angewandt werden [3, 9, 24, 33].

     
    Hormonale Akne
    Akne vulgaris, die stark durch den weiblichen Hormonzyklus beeinflusst wird, kann durch die Anwendung von Vitex-agnus-castus-Extrakt verbessert werden. Das hat sich in beobachtenden Studien in Deutschland herausgestellt [1, 34-36]. Für ein optimales Ergebnis kann Mönchspfefferextrakt vorzugsweise über den gesamten Zyklus hinweg eingenommen werden. 

     
    Beschwerden in den Wechseljahren
    In der Perimenopause (den Wechseljahren) sind die Regelblutungen unregelmäßig und leiden viele Frauen durch die wechselnden Hormonspiegel unter Beschwerden wie Hitzewallungen, nächtliches Schwitzen, Stimmungswechsel, Reizbarkeit, Angst, Depressionen und Schlafprobleme. In Anbetracht der Effekte von Mönchspfefferextrakt auf Neurotransmitter und Hormone ist es gut denkbar, dass Mönchspfefferextrakt bei typischen menopausalen Beschwerden wie Hitzewallungen und nächtliches Schwitzen hilft [12]. Dies ist jedoch bislang noch nicht hinreichend untersucht [1, 12, 18] Mönchspfeffer wird Frauen in der (Peri)Menopause oft in Kombination mit anderen Kräutern wie Silberkerze, roter Klee und Johanniskraut empfohlen, sodass schwer zu ermitteln ist, welchen gesonderten Effekt Mönchspfefferextrakt hat [38,39]. 
    Manche Forscher mutmaßen, dass Symptome, die den Wechseljahren zugeschrieben werden, eigentlich PMS-Beschwerden sind und dass Vitex-agnus-castus-Extrakt vor allem gegen diese PMS-artigen Beschwerden in den frühen Wechseljahren hilft[39]. Frauen sind in der Menopause vermutlich empfindlicher gegen PMS-artige Beschwerden (wie Reizbarkeit, Angst, Wasserablagerung im Gewebe, Stimmungswechsel, Kopfschmerzen, Mastalgie und Völlegefühl) oder sie vertragen sie weniger gut [12, 39].

     
    Unterstützung bei der Milchbildung 
    Kräuter wie Mönchspfeffer werden seit jeher angewandt, um die Milchbildung anzuregen; in der englischsprachigen Fachliteratur werden sie deshalb auch „Galaktagogene“ genannt. Dennoch sind einige Forscher der Ansicht, dass Mönchspfeffer gerade nicht eingesetzt werden sollte, da in Humanstudien nachgewiesen wurde, dass es eine Senkung des Prolaktinspiegels bewirkt [4,41]. Möglicherweise ist eine niedrige Dosis erforderlich, oder ist die Situation nach einer Schwangerschaft anders: In einer deutschen Studie verbesserte ein Agnus-castus-Extrakt die Milchproduktion verglichen mit einem Placebo ohne negative Nebenwirkungen [40]. Nach der Wirkung und Sicherheit von Mönchspfefferextrakt bei Frauen in der Stillzeit sind mehr Studien erforderlich.

  • In der wissenschaftlichen Literatur sind keine Wechselwirkungen mit Arzneimitteln beschrieben. In Anbetracht des Wirkmechanismus wird die Anwendung von Mönchspfefferextrakt bei einer Behandlung mit Dopaminantagonisten (Antipsychotika) oder Dopaminagonisten (Parkinsonmedikation) abgeraten. Mönchspfefferextrakt kann die Wirkung von Hormonpräparaten (Antibabypille, hormonelle Ergänzungstherapie, IVF-Behandlung) beeinflussen [2, 4, 41, 42]. Die Anwendung von Mönchspfeffer während der Schwangerschaft ist kontraindiziert [9]. Wenn Vitex agnus-castus angewandt wird, um die Wahrscheinlichkeit auf eine Schwangerschaft zu vergrößern, muss die Anwendung bei der ersten ausbleibenden Regelblutung eingestellt werden [41]. Die Anwendung von Mönchspfefferpräparaten in der Stillzeit ist umstritten [2,41].
  • Präparate mit Vitex agnus-castus sind sicher, auch bei einer Langzeitanwendung, und sie werden in der Regel gut vertragen [41]. Nebenwirkungen kommen nicht oft vor (bei weniger als 2 % der Anwenderinnen) und sind mild und reversibel. Nebenwirkungen, die berichtet wurden, sind  unter anderem Magen-Darm-Beschwerden, Müdigkeit, Kopfschmerzen, trockener Mund, Urticaria (Nesselsucht), Tachykardie (Herzrasen) und Gewichtszunahme [2, 3, 9, 41]. 
  • In wissenschaftlichen Studien wurden unterschiedliche Präparate (unbearbeitetes Pulver, Ethanolextrakte) in unterschiedlichen Dosierungen eingesetzt. Mehr Dosis-Wirkungsstudien sind wünschenswert [9]. 
    Dr. Geert Verhelst empfiehlt das Standardwerk „Groot handboek geneeskrachtige planten“ (3. Auflage):

    • Das Äquivalent von 1 bis 2 g Früchten pro Tag oder 30 bis 40 mg Extrakt pro Tag. 
    • Eine Tagesdosis von 400 mg eines Extrakts, standardisiert auf 0,5 % Agnusid und 0,6 % Aucubin.
    • Muttertinktur in einer Dosis von 3 Mal 40 Tropfen täglich.
    • Flüssigextrakt (1:1 g/ml): 0,03-0,04 ml/Tag.

      

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