Die tägliche Zufuhr von Vitamin B6 ist wichtig, weil der Körper fast kein Vitamin B6 speichert. Ein P5P-Blutspiegel von über 30 nmol/l (oder ein Gesamt-Vitamin-B6-Gehalt im Blut von über 40 nmol/l) bedeutet, dass die Vitamin-B6-Versorgung ausreichend ist.
Obwohl ein klinischer Vitamin-B6-Mangel selten ist, kommt ein subklinischer Vitamin-B6-Mangel recht häufig vor. Mehr als 23 % aller europäischen Senioren leiden unter einem Vi-tamin-B6-Mangel (P5P-Plasmaspiegel <20 nmol/l). Bei älteren Menschen in Pflegeheimen kann dieser Anteil 75 % erreichen. Risikogruppen für Vitamin-B6-Mangel sind (außer älteren Menschen) Alkoholiker, Raucher, Frauen während der Schwangerschaft und Stillzeit und Menschen, die aufgrund von Drogenkonsum, Stress, chronischen Entzündungen oder sonsti-gen Erkrankungen mehr Vitamin B6 benötigen.
P5P ist unter anderem wichtig für die Blutbildung (P5P-abhängige Synthese von Häm) und den Sauerstofftransport, die Herz- und Skelettmuskelfunktionen (P5P-abhängige Synthese von Myoglobin), den Energiestoffwechsel in Zellmitochondrien (P5P-abhängige Synthese von Cytochromen und Coenzym Q10 sowie Abbau von Glykogen), die Zellfunktionen und Zelltei-lung (P5P-abhängige Synthese von DNA, RNA und Sphingomyelin) und das ordnungsgemäße Funktionieren des Immunsystems, des endokrinen Systems und des Nervensystems (P5P-abhängige Synthese von Monoamin-Neurotransmittern, Sphingolipiden und Taurin).
In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass Pyridoxin, Pyridoxal und Pyridoxamin starke Anti-oxidantien sind. Pyridoxamin wirkt der Bildung von AGEs (advanced glycation end products) entgegen, die bei Diabetes mellitus in verstärktem Maße gebildet werden und zu diabeti-schen Komplikationen beitragen. Anders als bei P5P ist über die (Gesundheits-) Wirkungen der verschiedenen anderen Formen von Vitamin B6 noch relativ wenig bekannt.
Eine Reihe von Anzeichen und Symptomen können auf einen (schweren) Vitamin B6-Mangel hinweisen: Müdigkeit und Erschöpfung, Risse in Lippen und Mundwinkeln, entzündete Zun-ge und/oder Mundschleimhaut, Anämie, Glukose-Intoleranz, Übelkeit und Erbrechen, sebor-rhoische Dermatitis, Wassereinlagerungen, Panikattacken, Hyperventilation, Migräne, Schlaflosigkeit, Reizbarkeit, Verwirrtheit, Depressionen, Immunschwäche, chronische Schmerzen, kognitiver Verfall, Zuckungen, periphere Neuropathie, Ataxie, ein erhöhter Ho-mocysteinspiegel, erhöhte entzündliche Aktivität (mit Zunahme des C-reaktiven Proteins) und erhöhter oxidativer Stress. Ein marginaler Vitamin-B6-Status (P5P-Spiegel 20-30 nmol/l) oder Vitamin-B6-Mangel bleiben meist unbemerkt, können aber auf die Dauer zur Entwick-lung chronischer Krankheiten beitragen.
Die RDA für Vitamin B6 beträgt 1,5 mg pro Tag (für Männer über 51 Jahre 1,8 mg/Tag). Ame-rikanische Untersuchungen legen jedoch den Schluss nahe, dass sehr viele Menschen mehr Vitamin B6 (mindestens 3-5 mg/Tag) benötigen, um einen optimalen P5P-Spiegel (>30 nmol/l) zu erreichen. In Europa (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) gilt eine obere Aufnahmemenge (tolerable upper intake level) von 25 mg Vitamin B6 pro Tag als sicher. In den Vereinigten Staaten (Institute of Medicine) gilt eine Obergrenze von 100 mg pro Tag als sicher. Für therapeutische Zwecke gelten Dosen zwischen 25 und 200 mg Vita-min B6 pro Tag als üblich und sicher. Bei Dosen von bis zu 200 mg pro Tag wurden keine Auf-fälligkeiten beobachtet (no observed adverse effect level). Die bei Spätdyskinesien erforder-lichen Dosierungen liegen bei bis zu 400 mg pro Tag. Es ist wichtig, dass eine solch hohe Do-sierung nur unter ärztlicher Aufsicht stattfinden darf. P5P ist in hohen Dosen wahrscheinlich sicherer als Pyridoxin und bietet sich auch deswegen an, da Pyridoxin in der Leber nicht op-timal in P5P umgewandelt wird.