Für ältere Menschen in Pflegeheimen besteht das Risiko einer Unterernährung (Wouters-Wesseling, 2002). Eine aktuelle kanadische Studie zeigt, dass bei 13,8 Prozent der Senioren bereits zum Zeitpunkt der Aufnahme in ein Pflegeheim eine klinische B12-Defizienz (<156 pmol/l) vorliegt. Im Pflegeheim scheinen diese Defizite dann eher zu- als abzunehmen. Einer der Faktoren, der dabei eine Rolle spielt, ist die altersbedingte Verringerung des intrinsischen Faktors.
Die Studie wurde mit 412 älteren Menschen in 8 Pflegeheimen durchgeführt. Bei der Aufnahme lag bei mehr als 50 Prozent der älteren Menschen ein niedriger Serum-Vitamin-B12-Spiegel (<300 pmol/l) vor. Die Zahl der Senioren mit klinischem B12-Mangel lag bei 13,8 Prozent. Ein Jahr nach der Aufnahme hatte sie sich um 4 Prozent erhöht. Die Zahl der Senioren mit subklinischen Defiziten (156-300 pmol/l) lag bei 38,3 Prozent.
Bei Vitamin-B12-Mangel können verschiedene neurologische Symptome wie Taubheit und Kribbeln in den Armen, Gedächtnisverlust, Verwirrtheit, Depressionen und Stimmungsschwankungen auftreten. In 25 Prozent der Fälle liefern neurologische Probleme den einzigen Hinweis auf eine Vitamin-B12-Defizienz. „Oft scheint es, als ob jemand eine vorzeitige Demenz entwickelt, obwohl in Wirklichkeit nur eine B12-Defizienz vorliegt“, erklären die Forscher.
Wenn die Senioren bereits zuvor B12 supplementiert hatten, zeigten sie bei der Aufnahme einen höheren Blutspiegel von Vitamin B12. In dieser Gruppe zeigte eine deutlich geringere Anzahl eine Vitamin-B12-Defizienz (2,3 Prozent gegenüber 18,4 Prozent). Außerdem fanden sich bei diesen Senioren häufiger normale B12-Werte (>300 pmol/l) als bei Senioren, die nicht supplementierten (84,1 Prozent gegenüber 36,0 Prozent).
Es zeigte sich, dass sich unterschiedliche Arten der Verabreichung offenbar verschieden auf den Vitamin-B12-Spiegel auswirken. Im Vergleich zu Senioren, die intramuskuläre Injektionen erhielten, wiesen Senioren, die oral supplementierten, offenbar häufiger normale B12-Spiegel auf (90 Prozent bei oraler gegenüber 57 Prozent bei intramuskulärer Verabreichung). Auch litten sie weniger häufig an subklinischen B12-Defiziten (8,5 Prozent oral gegenüber 35,7 Prozent intramuskulär) und klinischen Defiziten (1,4 Prozent oral gegenüber 7,1 Prozent intramuskulär).
Eine orale Supplementierung mit ausreichend Vitamin B12 ist daher eine einfache (vorbeugende) Intervention, mit der Defiziten und Defizienzen in der Altenpflege Paroli geboten werden kann.