Regeneration der Flora nach Antibiotika kann Jahre dauern

Dienstag 26-April-2016

Wissenschaftler der Universität von Helsinki haben die Wirkung von Antibiotika auf die Zusammensetzung der Darmflora untersucht. An der Studie nahmen 142 Kinder zwischen zwei und sieben Jahren teil, die in ihrem Leben bereits mindestens einmal Antibiotika eingenommen hatten.

 

Der Einsatz von Antibiotika in der frühen Kindheit stört die Entwicklung einer gesunden Darmflora. Dies zeigt eine Studie der Universität Helsinki. Dabei scheinen sich Makrolid-Antibiotika besonders stark auszuwirken. Sie werden im Allgemeinen bei Lungenentzündung angewendet. 

Erhöhtes Risiko für Adipositas

Es war bereits bekannt, dass die Verwendung von Antibiotika in einer frühen Lebensphase zu einem erhöhten Risiko von IBD, Asthma und Adipositas führt. Die Wissenschaftler untersuchten, wie viele Antibiotikabehandlungen die Kinder in ihrem Leben bereits erhalten hatten und wie sich dies in ihrer Darmflora widerspiegelte. Danach untersuchten sie die Beziehung zwischen Antibiotikaeinsatz, Asthma und BMI.

Deutliche Auswirkung auf die Darmflora

Aus den Ergebnissen geht hervor, dass die Verwendung von Antibiotika deutlich zu erkennen ist. Antibiotika reduzierten die Diversität und hemmten die lebensalterbezogene Entwicklung der Darmflora. Besonders stark wich die Darmflora von Kindern, die in den beiden vorangegangenen Lebensjahren Makrolid-Antibiotika wie Azithromycin oder Clarithromycin erhalten hatten, von der Norm ab. 

 

„Es scheint, dass die Darmflora in der Regel mehr als ein Jahr Zeit benötigt, um sich nach einer Behandlung mit Antibiotika zu erholen. Wenn ein Kind in seinen ersten Lebensjahren mehrere Antibiotikabehandlungen erhält, kann dies dazu führen, dass die Darmflora nicht genügend Zeit findet, um sich vollständig zu erholen“, erklären die Forscher.

Zusammenhang mit dem metabolischen Syndrom

Die Verwendung von Makrolid-Antibiotika zeigte eine Relation zu Veränderungen in der Darmflora, deren Zusammenhang mit Adipositas und Stoffwechselstörungen bereits in früheren Untersuchungen gezeigt worden war. Die Verwendung von Makroliden während der ersten beiden Lebensjahre erwies sich als korreliert mit einem erhöhten BMI. Auch das Asthmarisiko blieb in solchen Fällen größer. Außerdem zeigte sich in dieser Gruppe eine erhöhte Antibiotikaresistenz, die ein zunehmendes allgemeines Gesundheitsproblem darstellt.

 Übermäßiger Einsatz von Antibiotika

Bei potenziell tödlichen Erkrankungen stellen Antibiotika die einzige Lösung dar. Viel zu häufig werden sie jedoch auch in anderen Situationen eingesetzt: Verordnung bereits bei kleineren Beschwerden, präventive Anwendung und Verwendung in der Intensivtierhaltung spielen unseren natürlichen Feinden in die Hände. Staphylococcus aureus konnte sich hierdurch bereits zum MRSA-Bakterium weiterentwickeln. Dieses ist gegen alle Arten von Penicillin resistent geworden und dadurch kaum noch zu bekämpfen.

Probiotika

 Es ist ratsam, bei Antibiotikaeinsatz in frühen Lebensphasen immer Probiotika zu supplementieren. Dabei ist eine Kombination aus Bifidobacterium infantis und Lactobacillus rhamnosus die erste Wahl.  Eine zunehmende Zahl von Untersuchungen zeigt, dass bestimmte probiotische Stämme gemeinsam eine synergistische Wirkung aufweisen.

 

Lesen Sie auch: „Darmflora beeinflusst Wirkung gesunder Nahrung“, und „Schlechte Darmflora erhöht Autismusrisiko und Rumination“ und „Probiotika und Achtsamkeit“.

Literatur

  1. Katri Korpela, Anne Salonen, Lauri J. Virta, Riina A. Kekkonen, Kristoffer Forslund, Peer Bork, Willem M. de Vos: Intestinal microbiome is related to lifetime antibiotic use in Finnish pre-school children. Nature Communications, 26 Jan 2016.
  2. http://www.who.int/mediacentre/news/releases/2014/amr-report/en/