Interessante Wechselwirkung zwischen L-Carnitin und Darmflora

Donnerstag 26-November-2015

L-Carnitin verleiht Sportlern und älteren Menschen mehr Ausdauer. Wie sind jedoch in diesem Zusammenhang jüngste Berichte über rotes Fleisch, L-Carnitin und Herzerkrankungen zu bewerten? Was für rotes Fleisch gilt, scheint nicht per Definition auch für L-Carnitin-Supplementierungen zu gelten.

Jüngste Forschungsergebnisse bei Mäusen zeigen, dass sie schneller und weiter rennen können, wenn sie L-Carnitin verabreicht bekommen. Der dahinterliegende Wirkmechanismus ähnelt dem beim Menschen: L-Carnitin wird von den Mitochondrien benötigt, um mehr Energie zu liefern. Davon wird in der Praxis bereits gerne Gebrauch gemacht, zum Beispiel, um sportliche Leistungen zu steigern und ältere Menschen in ihrer Mobilität zu unterstützen. 

 

Eine gute Nachricht. Aber worauf beruhen dann die beunruhigenden Berichte über L-Carnitin und Herzprobleme?  Dabei geht es darum, dass Darmbakterien L-Carnitin, das aus rotem Fleisch stammt, in die schädliche Substanz Trimethylamin (TMAO) umwandeln. TMAO ist vermutlich proatherogen und wird mit einer schlechteren Prognose bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Herzinsuffizienz in Verbindung gebracht. Dies könnte erklären, warum häufiger Verzehr von rotem Fleisch dem Herz schadet. 

 

Ist also das Supplementieren von L-Carnitin doch keine so gute Idee? Dies hänge davon ab, wie die Darmflora aussieht, stellen die Forscher in Nature fest (Koeth et al, 2013). Und diese hängt wiederum davon ab, was wir essen.

 

„Selbst wenn L-Carnitin-Supplemente eingenommen wurden, bildeten Veganer und Vegetarier viel weniger TMAO als Fleischesser. Stuhlproben zeigen deutlich, dass die Darmflora bei Fleischessern und Vegetariern völlig unterschiedlich ist. Der regelmäßige Verzehr von Fleisch fördert wahrscheinlich das Wachstum von Bakterien, die L-Carnitin in TMAO umwandeln“, so die Forscher.

 

Die mögliche Ursache liegt daher primär beim Fleischverzehr, nicht bei der L-Carnitinsupplementierung. Essen Ihre Klienten und Sportler viel Fleisch? Dann ist zu empfehlen, dazu viel Knoblauch zu essen. Studien an Mäusen zeigen nämlich, dass dessen Inhaltsstoff Allicin die schädlichen Darmbakterien daran hindert, TMAO zu produzieren. Wissenschaftler sind der Auffassung, dass dies beim Menschen genauso funktioniert, da bestimmte kardiovaskuläre Vorteile von Knoblauch auch beim Menschen über den TMAO-Mechanismus erklärt werden können. 

 

Es wird immer deutlicher, dass unsere Darmflora eine entscheidende Rolle bei der gesundheitlichen Wirkung der Nährstoffe aus unserer Ernährung spielt. So verdankt Kakao seine entzündungshemmende Wirkung einer besonderen Interaktion mit dem probiotischen Bakterium bifidum.

Literatur

  1. Koeth R.A. et al., Intestinal microbiota metabolism of l-carnitine, a nutrient in red meat, promotes atherosclerosis, Nature Medicine 19, 576–585 (2013).
  2. Seiler S.E. et al., Carnitine Acetyltransferase Mitigates Metabolic Inertia and Muscle Fatigue during Exercise, Cell Metabolism, Volume 22, Issue 1, pp. 65-76, 7 July 2015.