Eine vegetarische oder vegane Ernährung ist ein Risikofaktor für einen Vitamin-B12-Mangel [1]. Aber auch mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für einen Vitamin-B12-Mangel [2]. Dies liegt zum Teil daran, dass ältere Menschen mehr Probleme mit der Aufnahme von Vitamin B12 aus der Nahrung haben. Ein Vitamin-B12-Mangel wird mit Anämie, neurologischen Störungen und beeinträchtigter kognitiver Funktionen in Verbindung gebracht. In den Vereinigten Staaten werden bestimmte Lebensmittel mit Folsäure angereichert, einer synthetischen Form von Vitamin B11, die im Körper in Folat umgewandelt werden muss. Ein hoher Verzehr dieser angereicherten Lebensmittel oder die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln, die diese synthetische Form von Vitamin B11 enthalten, kann dazu führen, dass sich nicht umgewandelte Folsäure, die sogenannte „unmetabolized folic acid“ (UMFA), im Blut ansammelt. Die Auswirkungen davon sind noch kaum untersucht worden. Es ist bekannt, dass hohe Vitamin-B11-Spiegel eine durch einen Vitamin-B12-Mangel verursachte Anämie maskieren können. Die Symptome eines Vitamin-B12-Mangels im Blut sind oft früher sichtbar als die neurologischen Symptome. Daher wird bei kognitiven Beschwerden ohne das Vorliegen einer Anämie nicht immer sofort an einen Vitamin-B12-Mangel gedacht. Kürzlich wurden die Auswirkungen eines hohen Vitamin-B11-Status in Kombination mit einem Vitamin-B12-Mangel auf die kognitive Funktionen bei älteren Menschen untersucht. Die Forschungsergebnisse wurden in „The American Journal of Clinical Nutrition“ [3] veröffentlicht. Die Studie analysierte die Daten von 2.420 älteren Menschen (Menschen älter als 60 Jahre), die an der NHANES-Studie teilgenommen hatten. Die NHANES-Studie ist eine fortlaufende Querschnittsstudie der US-amerikanischen Bevölkerung, die von den „Centers for Disease Control and Prevention“ durchgeführt wird. Die Daten für diese Analyse wurden zwischen 2011-2014 gesammelt. Neben verschiedenen Vitamin-B11- und B12-Messungen wurden die kognitiven Funktionen mit vier verschiedenen Tests bestimmt. Diese Tests untersuchten u. a. die Reaktionsfähigkeit (wie Wortgewandtheit), Aufmerksamkeitsprozesse, Lernfähigkeit und (Arbeits-)Gedächtnis. Aus der Studie ging hervor, dass ein niedriger Vitamin-B12-Status mit niedrigeren Werten in zwei der Kognitionstests zusammenhing. Anschließend wurde die Interaktion zwischen Vitamin-B11- und Vitamin B12-Status untersucht. Diese Analyse zeigte, dass eine Kombination von hohem Vitamin-B11-Status mit niedrigem Vitamin-B12-Status mit einem höheren Risiko für eine niedrigere Punktzahl bei zwei der vier verwendeten kognitiven Tests verbunden war. Teilnehmer mit dieser Kombination schnitten sogar schlechter ab als Teilnehmer mit niedrigem Vitamin-B12-Status in Kombination mit niedrigem Vitamin-B11-Status. Im Gegensatz dazu schnitten ältere Menschen mit einer Kombination aus einem hohen Vitamin-B11-Status und einem normalen Vitamin-B12-Status bei einem der vier kognitiven Tests besser ab. Die Wissenschaftler kamen zu dem Schluss, dass ein niedriger Vitamin-B12-Status unabhängig oder in Wechselwirkung mit einem hohen Vitamin-B11-Status mit einer schlechteren Kognition bei den älteren Menschen in dieser Studie verbunden war. Die Studie
Die Ergebnisse der Studie
Wissen in der Praxis
Literatur
[1] Rizzo G, Lagana AS, Rapisarda AM, La Ferrerea GM, Buscema M, Rossetti P, Nigro A, Muscia V, Valenti G, Sapia F et.al. Vitamin B12 among vegetarians: status, assessment and supplementation. Nutrients. 2016;8(12):767.
[2] Bailey RL, Carmel R, Pfei?er CM, Cogswell ME, Osterloh JD, Sempos CT, Yetley EA. Monitoring of vitamine B-12 nutritional status in the United States by using plasma methylmalonic acid and serum vitamin B-12. AM J Clin Nutr. 2011;94(2):552-61.
[3] Regan L Bailey, Shinyoung Jun, Lisa Murphy, Ralph Green, Jaime J Gahche, Johanna T Dwyer, Nancy Potischman, George P McCabe, Joshua W Miller, High folic acid or folate combined with low vitamin B-12 status: potential but inconsistent association with cognitive function in a nationally representative cross-sectional sample of US older adults participating in the NHANES, The American Journal of Clinical Nutrition, Volume 112, Issue 6, December 2020, Pages 1547–1557, https://doi.org/10.1093/ajcn/nqaa239