Supplementierung von EPA und DHA wirksam bei ADHS

Montag 20-Februar-2017

Ein Mangel an EPA und DHA in der frühen Kindheit erhöht das Risiko für ADHS und andere psychische Störungen in späteren Lebensphasen. Aber es gibt auch Hoffnung: Mehrere Studien deuten auf positive Effekte bei Kindern mit ADHS im Alter zwischen 9 und 12 Jahren hin.  

 

Kinder, die in ihren ersten Lebensjahren einem Mangel an EPA und DHA ausgesetzt waren, tragen später ein erhöhtes Risiko für ADHS und andere psychische Störungen. Mit Supplementierung kann hier jedoch viel erreicht werden: Positive Effekte wurden zumindest bei Kindern mit ADHS im Alter zwischen 9 und 12 Jahren nachgewiesen.  

 UMC: Besserung bei Aufmerksamkeitsstörungen

Das Medizinische Zentrum der Universität Utrecht hat im Jahr 2015 eine Studie zu Aufmerksamkeitsproblemen durchgeführt. An der Untersuchung nahmen 40 Jungen (im Alter von 8-14 Jahren) mit ADHS teil. Eine Hälfte erhielt täglich Margarine mit 650 mg EPA und DHA mg DHA, die andere Hälfte eine Placebomargarine. 

 

Beide Gruppen zeigten zu Beginn der Forschung höhere Werte bei Aufmerksamkeitsstörungen, Regelbruchverhalten und Aggressivität als die Kontrollgruppe. Nach der Intervention litt die ADHS-Gruppe, die angereicherte Margarine erhalten hatte, zu 15,4 % weniger an Aufmerksamkeitsstörungen, während diese sich bei der Placebo-Gruppe sogar um 17,9 % erhöht hatten. In dieser Studie wurden keine signifikanten Verbesserungen in den Bereichen von Regelbruchverhalten oder Aggression gefunden. In anderen Studien wurden solche Verbesserungen jedoch durchaus beobachtet.

Proaktives und reaktives Aggressionsverhalten

In der gut konzipierten Studie der University of Pennsylvania (USA) wurden 200 Kinder zwischen 8 und 16 Jahren in eine Behandlungsgruppe und eine Kontrollgruppe aufgeteilt. Das eingenommene Supplement bestand einerseits aus einem Fruchtgetränk mit 1 Gramm Omega-3 und andererseits dem gleichen Getränk ohne Omega-3. 

 

Verhaltensprobleme wurden von den Eltern und ihren Kindern zu Beginn der Behandlung, nach 6 Monaten (Ende der Behandlung) und nach 12 Monaten (6 Monate nach der Behandlung) berichtet. In den von den Eltern gegebenen Berichten zeigten sich signifikante Verhaltensverbesserungen bei den Kindern. Weiterhin waren die Ergebnisse ausgeprägter, je länger die Anwendung von Omega-3 andauerte. Die von den Kindern selbst abgegebenen Berichte ließen auf Verbesserungen im proaktiven und reaktiven Aggressionsverhalten schließen.

Unnötige Zusätze 

Aber es geht nicht nur um das, was in der Nahrung fehlt: Auch unnötige Zusätze spielen eine Rolle.  Eine bekannte Substanz, die die Symptome von ADHS verstärkt, ist E104 (Chinolingelb). Auch andere in der Nahrung enthaltene allergene Stoffe können die Symptomatik verstärken. Mithilfe einer Eliminationsdiät lässt sich herauszufinden, welche Substanzen die Auslöser sein könnten.

 

Bei einer Eliminationsdiät werden zunächst möglichst viele potenzielle Auslöser aus der Nahrung entfernt. Anschließend werden diese Nahrungsmittel oder Substanzen schrittweise wieder eingeführt. Dabei wird genau beobachtet, wie das Kind (oder der Erwachsene) auf jedes neue Nahrungsmittel reagiert. Auf diese Weise ist es möglich, die Trigger zu identifizieren und diese endgültig zu eliminieren.

Radboud-Universität: Eliminationsdiät als taugliches Mittel

Im Jahr 2011 zeigte sich in einer an der Radboud-Universität Nijmegen durchgeführten Doppelblindstudie, dass eine bei ADHS durchgeführte Eliminationsdiät bei drei Vierteln der Fälle eine eindeutig nachweisbare positive Veränderung des Verhaltens bewirkte (Pelsser, 2011). Nach erneuter Provokation mit den vermuteten Auslösern kehrten die Symptome zurück. 

 

In einer anderen Studie an vierzig Kinder mit ADHS zeigte sich weiterhin, dass ein zweiwöchiges Weglassen aller bekannten nahrungsspezifischen Allergene bei der Ernährung in mehr als 60 % der Fälle zu einer signifikanten Verringerung der Symptome führte. In allen diesen Fällen wurde eine mindestens 50-prozentige Verbesserung der Symptome (Pelsser, 2002) erreicht.

Literatur

  1. Bloch MH, Qawasmi A (2011). Omega-3 fatty acid supplementation for the treatment of children with attention-deficit/hyperactivity disorder symptomatology: systematic review and meta-analysis. J Am Acad Child Adolesc Psychiatry 50: 991–1000.
  2. Bos DJ et all, Reduced Symptoms of Inattention after Dietary Omega-3 Fatty Acid Supplementation in Boys with and without Attention Deficit/Hyperactivity Disorder, Neuropsychopharmacology 2015 Mar 19.
  3. Pelsser LM, Frankena K, Toorman J, Savelkoul HF, Dubois AE, Pereira RR, et al. Effects of a restricted elimination diet on the behaviour of children with attention-deficit hyperactivity disorder (INCA study): a randomised controlled trial. Lancet. 2011 Feb 5;377(9764):494–503
  4. Pelsser LMJ, Buitelaar JK. Gunstige invloed van een standaardeliminatiedieet op het gedrag van jonge kinderen met aandachtstekort-hyperactiviteitstoornis (ADHD), een verkennend onderzoek. Nederlands Tijdschrift voor Geneeskunde. 2002 Dec 28;146(52):2543–7.
  5. Raine, et al., Reduction in behavior problems with omega-3 supplementation in children aged 8–16 years: a randomized, double-blind, placebo-controlled, strati?ed, parallel-group trial, Journal of Child Psychology and Psychiatry 56:5 (2015), pp. 509–520.
  6. Richardson AJ. Omega-3 fatty acids in ADHD and related neurodevelopmental disorders. Int Rev Psychiatry. 2006;18(2):155-72